Frage was könnte das für ein Einband sein?

Hallo zusammen, ich habe vor Jahrzehnten ein Buch übers Buchbinden geschenkt bekommen.
Meine Cousine hatte das wohl von einem Flohmarkt. Es ist "der Luers", 4. Auflage von 1944, frisch "entnazifiziert" - und, nicht fertig eingebunden.
Jetzt will ich den Band nicht zerreissen um rauszufinden, was der BuBi damals vorhatte damit aber, vielleicht kann jemand von euch das anhand der Bilder erkennen?
Ich werde das Buch jedenfalls so in dem Zustand lassen, aber neugierig bin ich trotzdem. (Ich kann dann in dem Buch nachlesen, wie der Einband weitergegangen wäre)

Interessantes Fundstück!

Ich hätte jetzt gesagt den Bildern nach zu urteilen ist das ein Franzband unmittelbar vor dem Einledern, aber ich bin mir nicht 100%ig sicher, das gute Stück hätte ich gerne mal aus der Nähe gesehen.

Was mich interessieren würde: Ist das Inhaltverzeichnis nur geflickt, oder ist da eine Passage überklebt (= "entnazifiziert"), und wenn letzteres, fehlt dann auch der entsprechende Abschnitt im Buch?

Nope, das ist nicht geflickt, da steht wohl was drunter, was den Besatzungsmächten nicht gefallen hat. Gibt mehrere Stellen, hauptsächlich Abbildungen mit dem wohl auch in der Buchbinderei üblichen "Zierde" des Hakenkreuzes. (hab eins vorsichtig angehoben...)
Schon ein faszinierendes Zeitdokument.
Glaube nicht, dass das ein Franzband ist. Ist auf Bänder genäht.
Das Papier, das als "Platzhalter" eingelegt ist, ist eindeutig Blaupauspapier. (das, was nach dem Pausen noch eine Ewigkeit nach Ammoniak stank, also nicht das, was in der Schule ausgeteilt wurde sondern das für die Pläne...) deutete auf 50er Jahre hin. Also kurz nach dem Krieg.
Mal sehen, vielleicht schau sich das @Peter Verheyen noch mal an, der hat ja mit den alten Sachen als Konservator viel damit zu tun.

Die Heftung auf Kordel ist sicher typisch für den Franzband, aber es gibt auch Varianten mit Heftung auf Band. Du findest bspw. bei Fritz Wiese im "Bucheinband" im Kapitel "Der Franzband" vier Varianten des Franzbands beschrieben, von denen eine auf Band geheftet ist. 

Nach dem, was auf den Bildern zu sehen ist, deutet in meinen Augen einiges auf einen Franzband hin. Trotzdem finde ich es aber wie gesagt sehr schwierig, das Buch allein auf der Basis der Bilder zu beurteilen. Du hast das Buch vor Dir und siehst sicher mehr Details.

So oder so ist es, wie Du sagst, ein sehr spannendes Stück Zeitgeschichte. Der Alliierte Kontrollrat hat bis 1955 Zensur ausgeübt, zeitlich passt das alles gut zusammen.

Willst Du das Buch fertig binden, oder lässt Du es in diesem Zustand?

Spannend ist es, ja. Für einen Franzband lässt es sich meiner Meinung nach zu schlecht aufschlagen, aber, was weiß ich schon.
Muss mal ein genaueres Bild vom Falz machen.
Werde das Buch in jedem Fall so belassen. Ist ja stabil.

Bin leider z.Z. "abwesend", aber gebe gerne meinen Senf dazu.

Im 2. Bild sieht es stark aus als ob das Buch auf 3 breite Bänder geheftet wurde, nicht aufgedrehte oder durch gezogene Kordel. Auch sieht der Falz im 8. Bild nicht nach tiefem Falz mit 90° aus. Franzband auf Heftbänder ginge, aber ansonsten eher nicht.

Ohne da eine Biblio-Obduktion durch zu führen würde ich es als Hybrid bezeichnen, so in etwa wie eine handwerkliche Interpretation von  Nitzs Kombinationseinband . Der Nitz hatte da viele Ideen wie man Industrie und Handwerk kombinieren konnte. Sein  Die Technik des Bucheinbandes (1931) ist da Collins Pressbengel ähnlich in dem es Bibliophilen Aspekte der Buchbinderei erklärt.